- Im Zentrum des eigenen soziologischen wissenschaftlichen Interesses steht (eng verbunden mit einer „subjektorientierten“ Forschungsperspektive; vgl. Soziologie „Perspektive“) das unmittelbar von Gesellschaft betroffene und diese zugleich mit seinen Tätigkeiten konstituierende sinnlich-körperliche (und nicht nur ‚Sinn‘ verwendende) Subjekt. „Arbeit“ stellt dabei weit verstanden eine besonders beachtete Sphäre von Aktivität dar. Diese so fokussierte persönliche und wissenschaftliche „Haltung“ kann in Anlehnung an wichtige geistesgeschichtliche und zivilisatorische Traditionen als humanistisch verstanden werden.
- An der Gesellschaft interessiert vor allem der konkrete praktische Alltag der Menschen, mit seiner Vielfalt und Eigensinnigkeit, dem Leiden und Genießen, den Widersprüchen und auch seinen Absurditäten. Dazu gehört auch das Verhältnis der Menschen zu den von ihnen genutzten Artefakten, den Dingen und Geräten. In dieser Hinsicht ist die praktizierte Wissenschaft auch Technik-Soziologie.
- Die Theorie der Gesellschaft ist anregender und unverzichtbarer Teil jeder Soziologie – auch der persönlich ausgerichteten, wie sie hier angedeutet wird. Die Praxis des wirklichen Lebens in der Gesellschaft ist aufregend und unausweichlich, womit sie in jeder Hinsicht ein zentraler Gegenstand ist.
- Soziologie hat einen wichtigen gesellschaftlichen Auftrag und ist insoweit immer auch politisch, was aber keine enge Bindung an spezifische Interessenpositionen bedeuten muss. Politische und intellektuelle Unabhängigkeit ist ein hoher Wert.
- Die ausgeübte soziologische Tätigkeit versteht sich vor diesem Hintergrund durchaus als die eines berufsmäßigen „kritischen Kritikers“ der Verhältnisse, in denen wir leben (nicht nur „nach dem Essen“ …wie Karl Marx meinte). Gesellschaftsdiagnose auf der Basis qualifizierter Gesellschaftstheorie ist damit ein wichtiges Ziel.
- Adressat der ausgeübten Forschungen ist aber nicht nur die Wissenschaft. Es ist auch soziologische Aufgabe, sich der Öffentlichkeit zu vermitteln und Informationen, Deutungen, Diagnosen und eben auch kritische Stellungnahmen und Prognosen zur Verfügung zu stellen. Nicht nur den direkten Nutzern soziologischen Wissens (z.B. Organisationen, in denen Arbeitssoziologen forschen) – sondern z.B. auch Instanzen, die Wissen und Deutungen vermitteln (Bildungsinstitutionen, Betriebe, Kultureinrichtungen usw.). Mit (qualifizierten) öffentlichen Medien zusammenzuarbeiten ist in diesem Sinne eine spannende Herausforderung. Den Formen, Funktionsweisen und Wirkungen der Medien galt und gilt bis heute auch von daher ein persönlich besonderes Interesse. Durch die Kooperation entstanden immer wieder wichtige Erfahrungen, nicht zuletzt für die eigene Person (insbesondere zu mit der Zeit erkennbaren Fähigkeiten sowie auch zu Grenzen und Belastungen.
- Eine besondere Erfahrung bildete schon früh der Umgang mit visuellen Medien – nicht nur bei der Kooperation mit Organisationen, die stehende und bewegte Bilder verwendenden. Die eigene Photographie hat dabei eine besondere Bedeutung. Nicht nur weil sie auf eine lange persönliche Geschichte zurückgeht. Sondern auch weil erst mit der Zeit deutlich wurde, wie groß Nähen zu soziologisch wissenschaftlichen Praktiken und Sichtweisen sein können. Wie man das wechselseitig nutzen kann, muss aber erst erkannt werden. Es ist von daher kein Zufall, dass auch die eigene Photographie zunehmend als „subjektorientiert“ verstanden wird.
- Der unmittelbare persönliche Bezug zu den ‚lebendigen‘ Subjekten prägte nicht zuletzt auch die eigene Praxis von Forschung und Lehre, das öffentliche Wirken sowie den Stil der kollegialen Kooperation und der Führung unterstellter Bereiche und Personen. Gerade hierbei war Karl Martin Bolte ein beeindruckendes Vorbild.
- Die Zeit als Berufsoffizier (die aus vielen Gründen beendet wurde), mit ambivalenten Erfahrungen in einer Phase tiefgreifender politischer und kultureller Veränderungen, hat zu einer solchen ‚offenen‘ Haltung gegenüber Personen und Institutionen beigetragen.