„Schilder aus Schilda“ – sprachlich-graphische Fundstücke

„Dienstweg“. © Foto: GGV (aus der Serie „Schilder aus Schilda“)

Auslöser für das Interesse an sprachlich-graphischen Artefakten im Alltag der Gesellschaft, war ein winterlicher Besuch im Botanischen Garten von München. Als große Überraschung wirkte die Entdeckung, dass sich dort in erheblicher Zahl gar wunderliche (und wunderbar anzuschauende ..) Schilder aller Art finden, die eine Art regelrechte eigene Erlebnisebene darstellen. Daraus enstand eine auch hier mit einigen Beispielen vertretene Photoserie (mehr hier).

Erst nach und nach wurde einige tieferliegende Aspekte des Themas deutlich. Dies betrifft etwa den eigenartigen Humor, den Schilder oder Schrift im öffentlichen Raum auslösen können (wenn man es zu sehen weß). Grund ist kurz gesagt: Sobald man ein Artefakt (z.B. ein „Schild“) durch das Hilfsmittel der photographischen Fokussierung aus seinem Alltagsrahmen löst und damit des den Gegenstand normalisierenden (erklärenden) Sinn-Kontextes entkleidet (‚de-kontextuiert‘), bekommt die Aussage einen ganz anderen, sozusagen frei schwebenden und für überschießenden Sinn offenen Deutungshorizont. Bekannterweise ist dies oft ein Mechanismus bei Witzen aller Art. Die Logik des „Witzes“ (bzw. die banale Normalität) bei den folgenden Beispielen erschließt sich erst, wenn man den Kontext kennt (der aber nicht verraten wird … ):

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„Mur Mist“. © Foto: GGV (aus der Serie „Schilder aus Schilda“)

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„Augendusche“. © Foto: GGV (aus der Serie „Schilder aus Schilda“)

Manchmal kann man sich nur wundern, was der Alltag für den bereit hält, der ‚Augen hat zu sehen‘ … , auch ohne den dekontextuierenden Eingriff des Photographen. Hier z.B. mögen sich zudem Theoretiker des „Arbeitskraftunternehmers“, feministische KritikerInnen der Gesellschaft oder Arbeitsschutzexperten bestätigt fühlen …:

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„Selbstversager“. © Foto: GGV (aus der Serie „Schilder aus Schilda“)

 

 

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„Zischgeräusche“. © Foto: GGV (aus der Serie „Schilder aus Schilda“)

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„Neueröffnung“. © Foto: GGV (aus der Serie „Schilder aus Schilda“

 

Meist sind es aber die Texte selber, die zumindest Aufmerksamkeit, oft aber auch humorvolle Reaktionen erzeugen, zumindest bei Menschen mit einer Sensibilität für Sprache oder Spaß an kalauernden Kuriositäten:

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„Pinselfabriken“: © Foto: GGV (aus der Serie „Schilder aus Schilda“)

 

 

 

 

 

 

 

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„Oberachtel, Unterachtel“. © Foto: GGV (aus der Serie „Schilder aus Schilda“)

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„Blumenwäscherei“. © Foto: GGV

 

Oft ist es auch ein Kontrast mehrerer Schilder (nicht nur optisch …), der in der Realität oder vom Photographen arrangiert eine Aussage interessant macht, z.B. hier:

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„Priester“. © Foto: GGV (aus der Serie „Schilder aus Schilda“)

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„Dekan“. © Foto: GGV (aus der Serie „Schilder aus Schilda“)

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„Gaul“. © Foto: GGV (aus der Serie „Schilder aus Schilda“)

 

 

Nicht selten ist es aber die manchmal liebevolle, gelegentlich auch absurde Ästhetik von Schildern und der verwendeten Sprache und Schriften, die für sich wert sind, festgehalten zu werden.

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„Erw. Kind.“ © Foto: GGV (aus der Serie „Schilder aus Schilda“)

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„Auto`s“. © Foto: GGV (aus der Serie „Schilder aus Schilda“)

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„Alten- und Pflegeheim“. © Foto: GGV (aus der Serie „Schilder aus Schilda“)

 

 

 

 

 

 

 

Hin und wieder ist es schlicht die gesamte Szenerie, die sich zu einer amüsanten Aussage arrangiert, man muss es nur sehen … und festhalten:

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„Handschuhe“. © Foto: GGV (aus der Serie „Schilder aus Schilda“)

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„Religiöse Kunst“. © Foto: GGV (aus der Serie „Schilder aus Schilda“)