Öffentlichkeit – Medienresonanz, Medienbeiträge, Vorträge …

Ohne dass es geplant war, wurde schon früh in den Medien auf eigene Forschungsarbeiten Bezug genommen. Auch bei diesem Aspekt soziologischer Arbeit (nämlich mit öffentlichen Beiträgen den engeren akademischen Betrieb zu verlassen) hat mein akademischer Mentor Karl Martin Bolte seine Spuren hinterlassen. Anliegen dieser Seite (und der Unterseite) ist es nun, ausschnitthaft über die langjährigen, fast immer sehr positiven Erfahrungen als „public sociologist“ zu berichten, weil sie Teil der eigenen Identität geworden sind.

Public Sociology

Eine der ersten Medienreaktionen auf die eigenen Arbeiten war gleichwohl ziemlich ambivalent. In einem groß aufgemachten Bericht über ein Paper des SFB 101 zur Arbeit in der öffentlichen Verwaltung hieß es (u.a. auf allen Verkaufskästen …) 1989:

AZ Plakat 1989 cw kl

Folge waren schon damals viele weitere überregionale Berichte. Mit der Zeit ergab sich dann eine regelmäßige Mediennachfrage. Im Zentrum stand dabei, auch dies ungeplant, der Rundfunk. Erst als ein Journalist von „Radioaffinität“ sprach, wurde klar, woran das liegen mag: Die große Bedeutung der Stimme im Rundfunk musste einem visuellen Menschen erst bewusst gemacht werden. Den vielen Auftritten in der erweiterten Öffentlichkeit, auf Veranstaltungen aller Art, Podien u.a.m. kamen diese Erfahrungen dann zugute.

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Veranstaltung „Was tun“ im Senkenbergmuseum Frankfurt. Foto: Senkenberg Museum

Ein besonders intensiv bearbeitetes Feld öffentlicher Soziologie sind Beiträge zum Micro-Blog-Dienst Twitter. Im Rahmen eines Forschungsprojekts zur betreiblichen Nutzung der Arbeit von Konsumenten m sogenannten Web2.0 habe ich mich, als eine Art Selbstversuch, schon sehr früh an diesem nach wie vor umstrittenten Medium beteiligt. Ich war damit einer der ersten wissenschaftlichen Twitterer, mit dem Bemühen um einen spezifischen Stil des Bloggens. Das Mediun nutze ich seitdem sehr intensiv – mit interessanten öffentlichen Reaktionen und lehrreichen Erfahrungen.

GGV auf Twitter

Die öffentlichen Reaktionen auf Arbeitsergebnisse entsprechen in Umfang und Qualität meist nicht der Rezeption in der Wissenschaft. Zugleich werden in beiden Bereichen nur selten Zusammenhänge zwischen einzelnen Themenfeldern hergestellt, auch wenn sie dem Urheber wichtig sind. Beides ist gewöhnungsbedürftig für einen Public Sociologist:

  • Mit Abstand die prominenteste und zeitlich nachhaltigste Aufmerksamkeit fand das mit Kerstin Rieder erarbeitete Konzept des „Arbeitenden Kunde“ (in Kontrast zur zurückhaltenden wissenschaftlichen Rezeption …) – z.B. mit zwei Fernsehfeatures.
  • Ähnlich waren Resonanzen auf Forschungen zu den „psycho-sozialen Folgen engrenzter Arbeit„, die zusammen mit Rolf Haubl durchgeführt wurden. Vermutlich haben die Befunde dazu beigetragen, dass die starke Zunahme psychischer Diagnosen (und die möglichen Ursachen in der Arbeitswelt – „Burnout“) breit registriert wurden.
  • Anders war die öffentliche Wahrnehmung der mit Hans Pongratz entwickelten Thesen zum „Arbeitskraftunternehmer„. Hier waren es punktuell Fachjournalisten, die sich des Themas annahmen … und manchmal die Komplexität des Konzepts vereinfachten (was manchen Vorbehalten Nahrung gegeben haben mag).
  • Das persönlich am längsten verfolgte Thema der „Alltäglichen Lebensführung“ findet öffentlich kaum Resonanz – es ist zu unspektakulär. Dass die wissenschaftliche Rezeption zugleich hoch selektiv verläuft, ist nach wie vor Thema mancher interner Diskussionen.

mehr: Beispiele für öffentliche Aktivitäten bzw. Reaktionen zu den genannten Themen (mit links, Downloadmöglichkeiten o.ä.): Aktivitäten als „Public Sociologist“